Foto | Journalist Simon Kremer

Arrividerci al Assad

Posted in Fotografie, Reise by fotoschreiber on März 2, 2010

Da weint Damaskus mir zum Abschied doch noch die größten Tränen nach, die es sich das gesamte vergangene halbe Jahr angespart hat. Mein Auslandsstudium ist vorbei, mein Arabisch (ein wenig) gereift, meine Festplatte voller Fotos, der Notizblock voller Geschichten und der Kopf voller Erinnerungen.

Zum Abschluss bin ich noch zehn Tage lang mit Zelt, Kamera und Freundin durch die Region gereist: Vom Wadi Rumm über Petra bis an den Eufrat an der irakischen Grenze. Während der knapp 4.000 Kilometer habe ich stellenweise wegen eines Sandsturms nur drei Meter weit sehen können, bin zum zweiten Mal (versuchterweise) bestohlen worden und habe unter Millionen Sternen geschlafen. Die Rundreise hat den Eindruck Syriens abgerundet. Sie hat mich in die Hochkulturen Palmyras gebracht, an die Ruinen eine der ältestens Kirchen der Welt, an die jahrhundertealten Ruinen toter Städte in denen wieder Menschen wohnen, in die Stille der Wüste, durch die unbeschreiblich heruntergekommene Armut fast vergessener Städte. Und obwohl gefangen unter seinem Regime ist Syrien sicherlich einer der wichtigsten Protagonisten im Nah-Ost-Konflikt. Mehr und mehr öffnen sich Land und Gesellschaft, um sich der globalisierten Welt anzuschließen und der Tradition zu entfliehen ohne sie gänzlich abzustreifen. Syrien ist gefangen von Tradition und Regime, aber seine Gesellschaft – vor allem seine Jugend – wird erwachsen und entwächst starren Vorgaben ohne seine Geschichte zu verleugnen.

Die Reise hat auch gezeigt, wie divers und facettenreich nicht nur der Nahe Osten ist, sondern auch bereits eine einzige Gesellschaft. Die Geschichten dazu gibt es natürlich auf soukmagazine.de. Die Fotos zur Reise hier.